Das abwechslungsreiche Kursprogramm setzt sich zusammen aus Paarchoreographien für den Ballsaal, die vermutlich während der 1660er- und 1670er-Jahre geschaffen wurden. Sie sind also zeitlich vor dem üblichen Feuillet-Pécour-Repertoire angesiedelt und repräsentieren das Tanzgeschehen am Hof des jungen Ludwigs XIV., wurden aber auch in anderen Ländern Europas getanzt; es sind:
- La Duchesse
ist eine Folge von drei Tanzformen, die sehr populär waren: Courante, Sarabande, Bourrée.
Die Duchesse wurde bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts getanzt und war nicht nur in Frankreich, sondern auch im übrigen Europa beliebt (die Musik findet sich in einem Manuskript in Kassel). In seinem berühmten Tagebuch beschreibt Samuel Pepys, wie er versucht, diesen Tanz zu lernen und zu tanzen.
Die Courante der Duchesse ist eine "Courante figurée", mit Variationen.
Zu Anfang der Regierung von Ludwig XIV. war die Courante der wichtigste Balltanz bei Hof.
- Le vieux Canarye
zu Musik aus einem Ballet de Cour von 1654 ist ein sehr ungewöhnlicher Balltanz, mit einem kleinen Schrittvokabular, aber mit einer erfinderischen Kombination und typischen Figuren der "alten" Balltänze.
- La Bocane
Die Bocanne ist das entwickeltste Beispiel für eine Courante Figurée und gehört vermutlich auch zu den ältesten notierten Tänzen. Die Musik findet sich schon in L'Harmonie Universelle von Marin Mersenne, 1636. Bocan (gest. 1653) hatte sie komponiert; er war auch der berühmte Tanzmeister von Anna von Österreich, Mutter von Ludwig XIV.
- Le Traquenar
war eine Tanz- und Musikform um 1670, die heute vergessen ist. Die einzige erhaltene Choreografie dazu ist sehr spielerisch und hat eine überraschende Beziehung zur Musik. Zur Auflockerung bzw. wenn neben den anderen Kurstänzen noch Zeit bleibt, wollen wir auch die (den) Traquenar tanzen.
Der Tänzer und Choreograph Hubert Hazebroucq hat sich im Rahmen seiner Diplomarbeit mit einer wichtigen, sonst kaum genutzten Tanzquelle der Zeit beschäftigt, Johann Georg Paschs Anleitung sich bei grossen Herrn, Höfen und andern beliebt zu machen, Osnabrück 1659. Pasch beschreibt darin auch die drei französischen Tanzformen Courante, Sarabande und Prandel. Huberts Arbeit mit dieser Quelle fließt in seine Interpretation des älteren Schrittmaterials und der Kurstänze mit ein. Für alle, die bislang vor allem das Feuillet-Pécour-Repertoire um 1700 getanzt haben, eine äußerst spannende Begegnung mit einem etwas anderen Barock!
Übrigens: Die Schritte sind nicht sehr kompliziert und erfordern keine besondere "Virtuosität", die Kursteilnehmer sollten aber bereits über grundlegende Kenntnisse des barocken Basis-Schritt-Vokabulars verfügen!
Kurszeiten: Donnerstag 17-20h, Freitag und Samstag je 10-13h und 15-17.30h, Sonntag 10-13h
Preis: 220 €, zeitenTANZ-Mitglieder: 180 € (17stündiger Kurs)
Kursort: Tanzstudio Manhardt, Neubaugasse 38, 1170 Wien
Anmeldung (bis 30. Juni 2015) und nähere Information: s. Kontakt
Mehr zu den Tänzen des Kurses und zur Biographie und Forschung von Hubert Hazebroucq gibt es auf der zeitenTANZ-Website nachzulesen!
Workshop
A class is a session of an hour or two